Manche Eltern und auch Spezialisten haben ernsthafte Bedenken, eine FASD-Diagnose für betroffene Kinder und Jugendlichen zu vergeben, sie wollen sie nicht stigmatisieren. Spätestens von dem Moment an, wo die Kinder am Gesellschaftsleben teilnehmen (Kindergarten, Schule, etc.), beginnen sie allerdings zu bemerken, dass sie anders sind. Sie werden in der Schule und auf dem Hof oft ausgelacht, gemobbt und gemieden.

Eine Diagnose ist keine Stigmatisierung. Sie beschränkt auch nicht die Kompetenzen der Kinder. Im Gegenteil:
Sie ermöglicht, dass die häufig nicht sichtbare Behinderung und hirnorganische Schädigung einen Namen bekommt. Und das Kind damit das notwendige Verständnis, Hilfe- und Fördermöglichkeiten.

Soll ich meinem Kind sagen, dass es an FASD leidet?

Das Selbstwertgefühl eines Kindes kann von dem Moment der Diagnose an, und dem Finden von kindgerechten Worten wachsen. Die Diagnose bringt den Kindern, aber auch ihren Bezugspersonen zumeist eine große Erleichterung. Es gibt endlich einen Grund für die Schwierigkeiten im Leben: Weder hat das Kind Schuld oder ist “bockig, faul und provokant”, noch können Verhaltensauffälligkeiten primär auf Erziehungsfehler der Bezugspersonen zurückgeführt werden.

Die Diagnose öffnet auch die Tür zur Konfrontation mit der biologischen Mutter. Oft ist das mit starken und traurigen, aber notwendigen Gefühlen verbunden, ohne die man nicht vorwärts gehen kann. Sehr schwerwiegende Momente durchleben leibliche Mütter, denen klar wird, dass ihr Trinkverhalten einen negativen Einfluss auf die Entwicklung des Kindes hatte. Man muss jedoch bedenken, dass keine Mutter ihrem Kind absichtlich schaden will! Die leibliche Mutter kann die Behinderung nicht ungeschehen machen, sich dem Geschehenen aber stellen, und das Bestmögliche für die Zukunft des Kindes ermöglichen. Schweigen hilft niemandem!

Gute Gründe für eine Diagnose:

  • Verhaltensauffälligkeiten und Lernprobleme können endlich eingeordnet werden, die Haltung Betroffenen gegenüber verändert, und Druck und ständige Überforderung bestmöglich vermieden werden. Auf diese Weise können auch spätere sekundäre Störungen abgemildert werden.
  • Schuldzuweisungen können aufhören.
  • Effektive und angepasste Hilfestellungen werden möglich, auch wenn die Ursache und eingetretene Schädigungen nicht rückgängig gemacht werden können.

Nur so bekommen Betroffene die Chance, ein positives Selbstwertgefühl zu entwickeln. Nehmen wir Ihnen dieses nicht! Reagieren wir mit Verständnis und Wissen, anstatt mit Unverständnis und Verurteilungen Betroffener wie z.B. “gefühllos, unmotiviert, verantwortungsvoll, faul”.

Denn das ist nicht fair, und muss geändert werden!

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